Die Suche nach dem Glück

Die Suche nach dem Glück

Gerade wurde ich angefragt, zum Thema „Die Suche nach einem besseren und glücklichen Leben“ einen Kurzvortrag zu halten. Weil meine Meinung doch sehr von der der meisten spirituellen, religiösen, esoterischen oder therapeutischen Autoren und Vortragenden abweicht, habe ich hier zusammengefasst, was ich zu diesem Thema denke und glaube:

Ist der Sinn des Lebens das ständige Glück?

Nein, meiner Meinung nach ist der Sinn des Lebens hier auf Erden nicht, ständig Glück zu empfinden. Auch nicht ein Paradies auf Erden zu erschaffen, in dem nur noch Friede, Freude, Eierkuchen ist. Sinn des Lebens hier auf Erden ist ebenfalls nicht, erleuchtet zu werden, Karma abzubauen, komplett heil zu sein oder in den Himmel zu kommen statt in die Hölle. Das was viele Anhänger von verschiedenen Religionen so verbreiten, schürt Angst und ist wenig hilfreich.

Ich glaube das der Sinn des Lebens ist, als vollkommene Seelen hier auf Erden die Möglichkeit zu haben, alle Schattierungen des Lebens mit allen Gefühlen (also negativen sowie positiven) zu erfahren, so wie in einem Theaterspiel, in dem wir die Schauspieler sind und das Theaterstück ist das Leben. Das Problem ist nur, dass wir vergessen haben, dass wir bereits vollkommen und erleuchtet sind. Wir identifizieren uns mit unseren Rollen hier auf Erden. Und dann leiden wir eben darunter, dass wir gerade eine arme, kranke oder problem-beladene Rolle spielen, weil wir nicht trennen zwischen dem, der wir wirklich sind und der Rolle, die wir spielen.

Und hier sind wir bereits bei einem der vielen Widersprüche unseres Lebens: eine vollkommene Seele macht etwas, was einer anderen vollkommenen Seele Leiden bereitet. Das ist nicht mit dem Verstand zu erfassen. Was geschieht, ist die Rolle, die etwas spielt. Die Rolle tut etwas, fühlt und spielt Eigenarten und Charakterzüge, die sie in Wirklichkeit gar nicht ist.

Annehmen, was ist

Deswegen geht es in meiner Therapie und auch in meinem Buch darum, erst mal das anzunehmen, was jetzt gerade so ist, wie es ist. Vielleicht sogar einen Schritt weiter zu gehen und das Jetzt als ein Geschenk zu empfinden. Das ist allerdings schwer und muss auch nicht sein. Erst aus diesem Annehmen-was-ist kann meiner Meinung nach Veränderung stattfinden, die im Fluss mit dem Leben ist und verhilft, Glück und Erfüllung zu erfahren.

Das Theaterstück oder der Film, in dem wir mitspielen, ist weitgehend geschrieben. Hierauf haben wir keinen Einfluss. Ich glaube also nicht an „Bestellung im Universum“ oder „Ich erschaffe mir mein Leben“. Diese Meinung hat sich durch den Tod meines Mannes vertieft. Jeder ist dann seines Glückes Schmid, wenn es in der Geschichte so geschrieben ist. Niemand kann dann erfolgreich bestellen beim Universum, wenn es in der Geschichte nicht so geschrieben ist. Alle können sich ihr Glück selbst erschaffen, wenn es in ihren Geschichte so geschrieben ist…

Das Leben als Spiel

Das bereits geschriebene Lebensbuch ist weder gerecht noch ungerecht. Es kommt also nicht darauf an, die Welt und unser Leben gerechter oder besser zu machen. Das geht natürlich, aber nur, wenn es in der Geschichte so geschrieben ist. Wir als Schauspieler haben also nicht die Aufgabe, unsere Geschichte zu beeinflussen, sondern die Rolle zu füllen und mit allen Emotionen und Eigenarten zu erfahren. Und das macht glücklich, sogar wenn es eine Rolle ist, die gerade arm, krank oder leidend ist.

Dieses Wissen über ein bereits geschriebenes Buch des Lebens heißt jedoch nicht, dass ich nicht versuche, meine Wünsche und Träume zu erfüllen und dabei meist sehr zielstrebig vorgehe. Das heißt auch nicht, dass ich nur da sitze und passiv abwarte, was als nächstes geschieht. Nein, ich bin ein aktiver Mensch, der immer eher zu viel Verschiedenes gleichzeitig anstrebt. Somit ist das meine Geschichte und diese lebe ich und genieße es in ganzen Zügen, auch wenn das oft sehr anstrengend ist, so vieles gleichzeitig zu machen…

Veränderungen, die ich anstrebe

Worauf wir allerdings Einfluss haben, ist, dass wir fähig werden, nicht darunter zu leiden, was ist. Stattdessen können wir eine Gleichzeitigkeit aller Gefühle in uns entdecken. Das heißt, es ist immer gleichzeitig zu Trauer oder Zorn auch Freude da und wir können zwischen diesen Gefühlen wie zwischen verschiedenen Fernsehprogrammen hin und her wechseln.

Das soll nicht bedeuteten, nicht mehr traurig zu sein, wenn das ansteht, sondern sich nicht darin zu verfangen. Also eine Gelassenheit zu entwickeln und ein Vertrauen, dass alles sowieso immer richtig ist, so wie es ist und wir dafür nichts tun müssen. Was nicht heißt, dass wir nichts tun dürfen um Veränderungen zu initiieren. Das Leben ist Veränderung und somit verändern wir uns sowieso ständig. Das ist widersprüchlich und ist schwer zu verstehen: Ich bin aktiv, um Veränderungen zu bewirken. Gleichzeitig weiß ich, dass sowieso alles so richtig ist, wie es im Moment ist. Dies schließt aber auch die Richtigkeit der gerade stattfindenden Veränderung mit ein und schreibt das Jetzt nicht fest. Das Leben ist ein Fluss.

Gute Filme und gute Bücher als Metapher

Jeder gute Film, jedes gute Buch muss im Leser oder Zuschauer immer alle Gefühle auslösen. Sonst wäre es langweilig und wir würden es nicht anschauen oder lesen. Gehen wir in den Freizeitpark oder machen ein Spiel mit unseren Kindern dann gibt es immer Momente, in denen wir wütend sind oder Angst haben oder oder. Genau das macht es aber aus. Würden wir nur auf einem langsamen Karussell durch die Welt drehen, immer gleiches Tempo, keine Herausforderungen und Achterbahnen, wir würden schnell nur noch grauen Alltag und Öde empfinden. Somit sind die negativen Seiten des Lebens wichtig, notwendig, gehören meiner Meinung nach zu einem glücklichen und erfüllten Leben sogar unbedingt dazu.

Die Kunst des Lebens ist es nun für mich, immer mehr dahin zu kommen, mein eigenes Leben wie einen guten Film zu betrachten und mit mir selbst zu hoffen, zu bangen, zu weinen und zu lachen. Jeden Morgen mit Spannung aufzuwachen, wie meine eigene Geschichte weitergehen wird. Aber nicht mit dem Autor oder Regisseur zu hadern, warum gerade jemand böse zu mir ist, ich mein Ziel nicht erreicht habe, ich ungerecht behandelt wurde, mein Mann gestorben ist, mit dem ich 30 Jahre zusammen war, einer meiner Liebsten gerade krank ist oder Probleme hat usw.

Ich weiß, das ist jetzt sehr verkürzt und damit vielleicht etwas verzerrt. Ich hoffe, ich konnte es trotzdem deutlich machen. Wer mehr dazu wissen will, findet hier weiteres Interessantes:

Veröffentlichungen von Silke Geßlein